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Die stillen Zeitdiebe: Warum wir uns gegenseitig die Zeit stehlen und wie wir das ändern können

In unserem hektischen Alltag scheint Zeit oft das wertvollste Gut zu sein. Doch wir stehlen uns gegenseitig Momente, ohne es zu merken – und das passiert häufig in unseren Gesprächen. Oft reagieren wir nicht auf das, was andere sagen, sondern auf das, was wir fühlen. 

In diesem Beitrag schauen wir uns an, warum das so ist und wie wir unsere Kommunikation verbessern können, um echte Verbindungen zu schaffen.

Warum reagieren wir so?

Jeder Mensch hat emotionale Trigger – das sind Dinge, die uns besonders stark berühren oder aufregen. 

Emotionale Trigger? Was meinst du genau?

Emotionale Trigger sind spezifische Situationen, Worte oder Handlungen, die intensive emotionale Reaktionen hervorrufen. Diese Reaktionen können von Angst und Wut bis hin zu Traurigkeit und Freude reichen. Es gibt verschiedene Auslöser, warum und wann emotionale Trigger entstehen:

  1. Frühkindliche Erfahrungen

Emotionale Trigger haben oft ihre Wurzeln in frühkindlichen Erfahrungen. Ereignisse in der Kindheit, wie der Verlust eines geliebten Menschen, Vernachlässigung oder traumatische Erlebnisse, können tiefgreifende emotionale Narben hinterlassen. Diese Erfahrungen formen unsere Wahrnehmungen und Erwartungen im Erwachsenenleben. Wenn wir später in ähnlichen Situationen sind, können die alten Erinnerungen und Gefühle wieder hochkommen.

  1. Persönliche Werte und Überzeugungen

Jeder Mensch hat individuelle Werte und Überzeugungen, die sein Verhalten und seine Emotionen beeinflussen. Wenn jemand einen Kommentar macht, der mit deinen Werten oder Überzeugungen in Konflikt steht, kann das einen emotionalen Trigger auslösen. Zum Beispiel könnte eine Kritik an deiner Arbeit dich verletzen, weil du viel Wert auf beruflichen Erfolg legst.

  1. Vergangene Verletzungen

Wenn wir in der Vergangenheit verletzt oder enttäuscht wurden, können bestimmte Auslöser uns an diese schmerzhaften Erfahrungen erinnern. Zum Beispiel kann eine bestimmte Art von Kommunikation oder ein spezifisches Wort, das jemand verwendet, alte Wunden aufreißen und uns emotional reagieren lassen.

  1. Stress und Überforderung

In stressigen oder überfordernden Situationen sind wir anfälliger für emotionale Trigger. Wenn wir bereits gestresst sind, können wir schneller auf kleine Auslöser reagieren, die uns normalerweise nicht so stark beeinflussen würden. In solchen Momenten ist unser emotionaler Filter geschwächt, und wir reagieren impulsiver.

  1. Kulturelle Einflüsse

Kulturelle Normen und gesellschaftliche Erwartungen können ebenfalls emotionale Trigger beeinflussen. Was in einer Kultur als akzeptabel oder gut angesehen wird, kann in einer anderen als negativ oder verletzend wahrgenommen werden. Diese unterschiedlichen Perspektiven können dazu führen, dass wir auf bestimmte Themen oder Verhaltensweisen sensibel reagieren.

Nun zurück zum Thema mit dem Wissen, wieso wir unbedacht auf die Worte unseres Gegenübers reagieren.

Wenn jemand uns anspricht, können wir auf verschiedene Arten reagieren:

Resonanz:

Wir fühlen uns verbunden und können empathisch antworten. Das ist die beste Reaktion, weil sie positive Gespräche fördert. Wir zeigen Interesse an der anderen Person, stellen Rückfragen und schaffen dadurch eine noch tiefere Verbindung.

Nichts:

Manchmal sind wir so in unseren eigenen Gedanken oder Gefühlen gefangen, dass wir nicht zuhören. Das fühlt sich für den anderen an wie Ignoranz. Wir reagieren nicht, machen einfach weiter, mit was auch immer wir getan haben, und schenken dem Thema der anderen Person keine Beachtung.

Dissonanz:

Hier reagieren wir defensiv. Wir fühlen uns angegriffen und rechtfertigen uns oder greifen den anderen an. Das passiert oft, wenn wir unsere eigenen Unsicherheiten nicht erkennen und sie stattdessen auf andere projizieren.

(Projektion ist ein psychologischer Abwehrmechanismus, bei dem wir unsere eigenen unerwünschten Gefühle, Gedanken oder Eigenschaften nicht bei uns selbst wahrnehmen, sondern auf andere übertragen. Zum Beispiel kann jemand, der mit Eifersucht kämpft, beginnen, andere als eifersüchtig zu beschuldigen, anstatt seine eigenen Unsicherheiten zu erkennen. Dies geschieht oft aus Selbstschutz, da es einfacher ist, negative Emotionen auf andere zu schieben, als sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dadurch entsteht eine verzerrte Wahrnehmung der Realität, die zu Missverständnissen und Konflikten in Beziehungen führen kann. Wenn wir uns der Projektion bewusst werden und lernen, unsere eigenen Gefühle zu akzeptieren, fördern wir gesündere Beziehungen und ein klareres Verständnis unserer Mitmenschen.)

Ein Beispiel aus dem Alltag

Stell dir vor, du erzählst einem Freund von einem Problem, das dich beschäftigt. Vielleicht ist es etwas, das dich verletzt hat. Dein Freund hört dir nicht richtig zu, schaut auf sein Handy oder antwortet mit einem „Das ist mir egal.“

Das fühlt sich frustrierend an, oder?

Hier sind zwei mögliche Reaktionen:

Resonanz:

Dein Freund sagt: „Das klingt echt hart. Ich kann nachvollziehen, dass du dich so fühlst. Was kann ich tun, um dir zu helfen?“ Diese Antwort schafft eine Verbindung und ihr könnt gemeinsam darüber sprechen.

Dissonanz:

Dein Freund sagt: „Warum machst du dir darüber so viele Gedanken? Das ist doch nicht so schlimm!“ In diesem Fall fühlt es sich an, als würde er dich angreifen oder deine Gefühle abwerten. Das kann dazu führen, dass du dich zurückziehst oder defensiv reagierst.

Warum ist das wichtig?

Wenn wir nicht richtig zuhören oder defensiv reagieren, verschwenden wir Zeit und Energie. Emotionale Gespräche, die eigentlich eine Verbindung schaffen sollten, führen dann oft zu Missverständnissen und negativen Gefühlen.

Das führt dazu, dass wir uns emotional voneinander entfernen – und das wollen wir nicht! Uns von einander zu entfernen, stresst uns, verletzt uns und vermittelt zeitweise sogar das Gefühl zu scheitern.

Kann ich also Stress reduzieren durch gute Kommunikation?

Gute Kommunikation kann uns erheblich Stress ersparen. Wenn wir in der Lage sind, klar und empathisch zu kommunizieren, reduzieren wir Missverständnisse und Konflikte.

Dadurch sparen wir nicht nur Zeit, sondern auch emotionale Energie, die wir sonst in unnötige Auseinandersetzungen investieren würden.

Wenn wir uns gegenseitig wirklich zuhören und darauf eingehen, was der andere sagt, entstehen weniger Spannungen und weniger emotionaler Stress. Ein offenes und verständnisvolles Gespräch fördert ein positives Klima, in dem sich beide Parteien wohlfühlen. Das stärkt nicht nur die Beziehungen, sondern trägt auch zu unserem eigenen Wohlbefinden bei.

Wie können wir es besser machen?

Hier sind einige einfache Schritte, die du ausprobieren kannst, um deine Kommunikation zu verbessern:

Selbstreflexion: Nimm dir einen Moment, um über deine eigenen Trigger nachzudenken. Was regt dich auf? Warum? Dies kann dir helfen, deine Reaktionen besser zu verstehen.

Aktives Zuhören: Wenn jemand spricht, konzentriere dich ganz auf ihn. Stelle Fragen und wiederhole, was du gehört hast, um sicherzustellen, dass du es richtig verstanden hast. Zum Beispiel: „Wenn ich dich richtig verstehe, geht es dir darum, dass…“

Empathisch reagieren: Versuche, dich in die Lage des anderen zu versetzen. Wenn jemand dir von einem Problem erzählt, sage Dinge wie: „Ich kann mir vorstellen, dass das sehr schwer für dich ist.“ 

Grenzen setzen: Wenn du merkst, dass du emotional überfordert bist, sag das. Zum Beispiel: „Ich brauche einen Moment, um darüber nachzudenken, bevor ich antworte.“ Das gibt dir Zeit, um besser zu reagieren.

Feedback einholen: Sprich mit Freunden oder Familienmitgliedern darüber, wie sie deine Kommunikationsweise wahrnehmen. Das gibt dir wertvolle Einblicke und hilft dir, dich weiterzuentwickeln.

Mach den ersten Schritt

Indem wir achtsam und bewusst kommunizieren, können wir die Zeit, die wir miteinander verbringen, bereichern und echte Verbindungen schaffen. Es ist eine einfache Entscheidung, die einen großen Unterschied machen kann.

Probiere es aus! Finde eine Gelegenheit in den nächsten Tagen, aktiv zuzuhören und empathisch zu reagieren. Du wirst überrascht sein, wie positiv sich das auf deine Beziehungen auswirkt.

Mach den ersten Schritt – die Verbindung, die du suchst, könnte nur ein offenes Ohr entfernt sein!